SCHWAMMTECHNIK
(Auszug)

Am Himmel die symbolisch funkelnden Rückstände schlechtgelaunter Ponys und Regenbögen, sie stehlen mir die Müdigkeit vom Kissen weg, lächelnd liege ich schlaflos in der Nacht.

Ein gutes Zeichen für die Zukunft.
In der Wüste.
Nachts.
Alles ist sehr ernst zu nehmen.
Alles ist exakt lesbar.
Kann alle Information abgeschafft werden?

Frage: Hallo Ich möchte gerne nach Hamburg fahren, geht da heute noch der ICE? Antwort: Hallo, leider kann ich Ihnen keine Auskunft geben, niemand kann es bis ans Ende der Welt, denn alle Information wurde abgeschafft.

Alles ist exakt lesbar.
So sehr exakt.
Ganz arg exakt.
Oh wie exakt alles lesbar ist!

Ähnlich einer Digital Uhr die 16 Uhr zeigt, sie zeigt 17 Uhr und 18 Uhr und 15 Uhr und 14 Uhr und es ist eine Digitaluhr, es gibt leuchtende Ziffern und viel Plastik und sie zeigt noch dazu die halben Stunden und die viertel Stunden und alle Minuten die es gibt, damit alle wissen: es ist jetzt 16 Uhr, denn um 16 Uhr würde die Uhr nie 16 Uhr anzeigen, sie zeigt 17 Uhr und 18 Uhr und 15 Uhr und 14 Uhr und alles noch exakt dazwischen.




Wenn ich an die Revolution denke, dann werde ich oft traurig. Ich muss nicht weinen, dabei wäre es mir oft zum Weinen, denke ich an Revolution. Aber es ist eine Traurigkeit, vergleichbar mit der staubigen Melancholie eines Sonntag Nachmittags. Vielleicht sind eben diese Sonntag Nachmittage der Grund für die aktuelle Trägheit – hier revolutionäre Unternehmungen betreffend. Würden mit den herrschenden Machtstrukturen auch die Wochentage als Joch unserer Unterdrückung abgeschafft, die Sonntagnachmittagsmomente einer vornehm distanzierten Einsamkeit, sie würden sich nichtmehr vorhersehbar ordnungsgemäß regelmäßig kontinuierlich stets wiederkehrend gewohnheitsmäßig an eine exakt bestimmte Zeit binden lassen. Nichts soll wechseln, nichts soll unvorhersehbar sein und so schlägt weiter die Uhr der Wirrheit allein für Felix Murot zu allbekannter Stunde.

Die Revolution ist nur die Einsamkeit eines Sonntagnachmittags entfernt.




Die Hitze der Wüste verwirbelt sich lautlos in die Kühle der anbrechenden Nacht.
Weht von der Zukunft rüber,
Einzig wahrnehmbare Bewegung in der sonst starren Landschaft.
Müdigkeit weicht trockenem Tag,
trockener Tag weicht Müdigkeit.
Kakteen nein.
Sand ja.
Himmel nicht ganz dunkel,
wird aber noch schwärzer werden.
Sterne,
keine Ahnung.
Eher nicht.
Also keine Sterne.
Vielleicht später.

Pessimismus bleibt eine Hoffnung.
Optimismus was bleibt davon?
Alles bleibt wie es ist im Optimismus.

Nicht Der, Nicht Die, Nicht Das,
Nicht ­– 
Ein, Eins, Eines, Einer, Einem.
Die Unschärfe im Ausdruck, 
eine Beweglichkeit ;
liegt und steht und dreht sich und wechselt die Bedeutungen,
offene Begriffe,
nie abgeschlossen,
unaufhörlicher Entwicklungsprozess,
Teil davon, Auschnitte aus Ausschnitten,
pessimismus

sagen wir:
vielleicht
der vollständigkeit halber.

 


Der Himmel ist jetzt noch schwärzer geworden. Sterne. Sieht man jetzt. Sie unterstreichen die Aussagen der Finsternis. Ponys und Regenbögen, sie unterstreichen die Aussagen der Finsternis. Eine Handlung, lässt sich allmählich erkennen im Sand der schwarzen Wüste. Die Ponys reiten rum, hin und her, in der Dunkelheit. Sie sind froh, weil die Nacht den Optimismus vertrieben hat. Sie können endlich aus dem Zirkus abhauen und sich ihr Geld als ketterauchende StraßenmalerInnen verdienen, sie müssen keine positiv gemeinten Kunststückchen der guten Laune mehr aufführen, sie führen jetzt in der langen Nacht der Freiheit zum Beispiel Straßenmalerei auf und galoppieren gegenseitig jetzt auch durch's Düster der ewigen Finsternis. Eingeflochten jetzt, ständiger Begleiterin, die Darkness in ihre samtne glänzende Mähne. Manche der Ponys finden Ketterauchen mega ätzend und als Einstellung dem Tod gegenüber zu positiv. Sie lehnen eine positive Einstellung ab. Für einen Moment unterstütze auch ich diese Aussage aus einer auktorialen Erzählerposition heraus. Wer nichtmehr für den Zirkus tanzen oder rauchen möchte, kommt jetzt in die Dunkelheit, weil die allumfassend immergegenwärtige Schwärze der einzige Fungarant der Freiheit.
Die neue Freude der Ponys. Es war die negative Sicht auf die Dinge, die die Freiheit brachte. Auf Bällen balancieren oder Rechenaufgaben in den beigen klebrig-klumpigen Zirkusboden kratzen tut jetzt keins der Ponys mehr. Hatten sie erst einmal ihren Optimismus abgelegt wurde klar, dass nur Handlung den Ausbruch aus der ponyfeindlichen Maschinerie der vorzuführenden Kunststückchen bedeutet. Und die Nacht in den Herzen der Ponys begann zu wachsen.
Wildere Kunststückchen immer wildere spektakulärerere und noch die Trainigsstunden wurden eingespeist in den irren Zirkus der bunten Zuversicht. Immer weiter und immer mehr. Leistung. Die armen Ponys! Völlige Transparenz, lustig beleuchtet anzuschauen das Zirkuszelt von aussen in der Wüste. Nur die Abwesenheit der Regenbögen zeugte damals von den miserablen Zuständen des Zirkusses in der Wüste. Aber das laute Gelächter und die sehr schönen und äusserst nett aufgeführten Vorführungen der Ponys ließen allgemein die Stimmung steigen und die Tränen der materiell eher in die Richtung des Wenig neigenden Regebögen blieben in der Unbeachtetheit zurück. Morgen ist's vorbei, sagte der dicke Direktor des Pony-Zirkus der Wüste mit einem Zylinder auf dem Kopf. Die Ponys schwiegen lachend. Sie waren guter Dinge. Sie haben ihm geglaubt. Der dicke nette Direktor, sehr freundlich, aber, das haben sie in einem Buch gelesen, der war nur in ihrem Kopf selber drin und nie existent. Obwohl der Direktor immer vor Ihnen stand. In Echt. Es hat eine halbe stimmungsvolle Ewigkeit gedauert bis die Ponys erkannten, dass der Direktor im Kopf nur eine weitere vom Optimismus vorgegaukelte Hoffnung auf schnelle Besserung war. Eines Tages im netten schönen positiv gut gelaunten Zirkus: Warumauchimmer, ein Witz ging daneben, ein Missverständnis - Stille trat ein, verbreiterte sich, einem informationslosen Wunder gleich – es wurde. Sinnlose Stille. Und in diese Stille hinein schlich sich das Weinen der Regenbögen.
Die Ponys hatten es vorher noch nie vernommen.
Sie wurden skeptisch und bekamen schlechte Laune. Das gefiel Ihnen sehr gut.
Zu optimistisch schien ihnen jetzt die Annahme nur sie selber hätten sich in aller Fröhlichkeit zu immer lustigeren und gut gelaunteren und positiverem festlich geschmücktem Gedankengut hinreissen lassen und spätestens morgen würde aber alles immer besser werden. Wie denn? Noch fröhlicher? Wo Regenbögen weinen und Ponys skeptisch werden, da kann man nichtmehr sagen, das ist aber positiv. Nein, und so brach die Nacht herein.
Die Finsternis der Düsternis in Schwärze, angekommen, gedanklich erst in den Köpfen der Ponys, bis dann hinein ins Zentrum ihrer Taten. Darkness. Lange schon aufgestaute schlechte Laune, freigesetzt. Vielleicht wird gar nichts besser, wenn wir gar nichts tun. Was soll denn morgen ander's werden? Ich bin jetzt schlecht drauf, sagte eines der Ponys, und wir wollen aber das es besser wird und auch mal schlecht gelaunt sein. Und so wurde der schöne Zauber der positiven Einstellung besiegt. Negativität legte sich über die unendliche Leere der Wüste und brachte die Freiheit für Regenbögen und Ponys.

OPTI PESSI
Dein Verstand, er spielt dir Streiche, 
solange die Regenbögen weinen wird es so etwas wie Freiheit nicht geben.
Dein Verstand, er spielt dir Streiche,
ohne Freiheit wird es keine weinenden Regenbögen geben.

OPTI
PESSI

Ungestalt, aber weit.


Schwammtechnik
Text Fragmente
Performance
@Born Collection
Januar 2018